Datensicherheit im Internet

Warum die App Houseparty zum Datenschutzfiasko wird

Eine der populärsten Plattformen für digitale Zusammenkünfte ist die App „Houseparty“. Allerdings ist sie nun als gefährlicher „Datensauger“ in die Kritik geraten.

Auf den ersten Blick zeigte sich „Houseparty“ als ideale App für digitale Partys unter Freunden, maximal acht Teilnehmer können live mit einander plaudern und sich dabei sehen. Entsprechend frequentiert war die App zu Beginn der Covid-19-Zeit. Nach und nach mehrten sich allerdings Berichte über den allzu nachlässigen Umgang der App mit schützenswerten Daten. Inzwischen haben selbst jüngste User auf seriösere Lösungen umgestellt, um sich mit Freunden zum Online-Stammtisch zusammenzutun.

Dabei ist besonders eine der beliebtesten Funktionen der App Datenschützern ein Dorn im Auge. Wer seine Houseparty nämlich nicht auf „privat“ stellt, gewährt auch den sozialen Freunden der Gäste Zugang zur virtuellen Party. So treffen immer wieder neue Leute aufeinander, die dann unter Umständen von Party zu Party ziehen und stets informiert werden, wenn einer Ihrer Freunde gerade wieder aktiv ist. So faszinierend die Möglichkeit ist, durch die App unzählige neue Kontakte zu bekommen, so fragwürdig ist gleichzeitig die Datenschutzpraxis. Beim Download allerdings wurden vor dem Eintritt in die Party-Area zunächst eine Vielzahl an Fragen gestellt, gepaart mit der Aufforderung, höchstpersönliche Daten preiszugeben.

Viel mehr als nur die Freigabe der Kommunikationstools Mikro und Kamera

Besonders auffällig war die Bitte, sich doch mit einer gültigen Handy-Nummer zu registrieren – ein absolut unübliches Verfahren. Allerdings gaben viele User bereitwillig Ihre Telefonnummer an, um möglichst schnell in den Partyraum zu gelangen. Denn vor allem jüngere User wurden augenscheinlich über herkömmliche Kanäle von Freunden dazu aufgefordert, am besten gleich zur Online-Party zu kommen. Es sei lediglich schnell die App zu installieren. Klar, dass angesichts der bereits tobenden Party dann viele bereitwillig alle Häkchen setzten, ihre Telefonnummer preisgaben und Zugriff auf Smartphone-Inhalte gestatteten, um möglichst schnell Party-Zugang zu erhalten. Was sie bei diesem Prozedere allerdings wirklich alles an Datenraub zulassen, bringt selbst sonst eher arglose Teenager zum Grübeln. Wer sich für den Download entscheidet, spendiert „Life on Air“ eine ganze Reihe an eigentlich schützenswerten Informationen:

  • Hardwareinformationen zum Smartphone
  • die Google-Advertising ID des Gerätes
  • die Geräte ID
  • Adressen aus dem Telefonbuch
  • Facebook-Elemente auf dem Smartphone
  • Geodaten des Geräts
  • E-Mail-Adresse UND Telefonnummer des Users

Noch weitreichender sind sogar die Zugeständnisse, die der User zum Umgang mit den Daten gibt, die während der Party „entstehen“. Beispielsweise behalten sich die Houseparty-Macher vor, jede gesamte Party aufzuzeichnen und zu speichern. Nicht nur das ist ein grober Datenschutzverstoß. Die Bedingungen gehen noch weiter: Die Entwickler haben zudem das Recht, alle Bilder, Töne und Inhalte, die während einer Party aufgezeichnet werden, kommerziell zu nutzen, ohne den „Urheber“ um ein Einverständnis zu bitten. Sollte also bei einer Houseparty zufällig eine geniale Start-Up-Idee diskutiert worden sein, hätte Life on Air das Recht, diese Idee nach Lust und Laune zu vermarkten, umzusetzen oder weiterzuverkaufen. Wer Houseparty noch immer nutzt, sollte sich tatsächlich gut überlegen, was er während des Online-Chats preisgibt. Denn das könnte zu bemerkenswerten Überraschungen führen, hier beispielsweise gute Geschäftsideen zu diskutieren.

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