Datensicherheit im Internet

Die Fotoanalyse von Apple: Ende der freien Fotografie?

Liest man die Ankündigungen auf großen Nachrichtenseiten, hat es den Anschein, als stünde das Ende der freien Fotografie bevor, stattdessen drohe die totale Überwachung von Bildern und Filmen durch eine Übermacht, gleichsam ein Türöffner für die ganzheitliche Überwachung durch Regierungen und Konzerne. Was ist passiert?

Apple hatte Anfang August angekündigt, in Zukunft mehr für den Schutz von Kindern tun zu wollen. Anlass war die Entdeckung von kinderpornographischem Bildmaterial auf US-Geräten, die den von Apple betriebenen Speicherdienst iCloud nutzten. Daraufhin stellte der Konzern aus Cupertino mehrere Gegenmaßnahmen vor. Das hat nicht nur die Nutzer von Apple-Endgeräten weltweit erschreckt, auch Datenschutzbehörden haben die Ohren gespitzt.

Die iCloud wird durchforstet

Apple hat als Gegenmaßnahme angekündigt, mit Hashes pornographische Inhalte zu markieren, um deren Verbreitung zu kontrollieren. Diese befinden sich künftig auf Apples Smartphones, Tablets oder Mac-Rechnern und zwar dergestalt, dass die Originaldatei vom User nicht rekonstruiert werden kann. Sollte sich auf diesen Geräten jedoch Kinderpornographie in Bild oder Video befinden, kann diese durch einen Abgleich mit den hinterlegten Hashes aufgrund von Ähnlichkeiten ermittelt werden.

Solche verdächtigen Bilder sollen ein Zertifikat erhalten, das es Apple-Mitarbeitern erlaubt, die in die iCloud hochgeladenen Dateien ausnahmsweise zu öffnen und zu überprüfen. Dieses Verfahren reagiert erst ab einer von Apple definierten Trefferanzahl, über die aber nichts öffentlich bekannt ist. Sollte es dem Konzern gelingen, strafbare Inhalte zu enttarnen, will er dies an die NGO National Center for Missing & Exploited Children melden, die dann die Strafverfolgungsbehörden informiert. Das könnte zumindest der Ablauf sein, wie er sich künftig in den Vereinigten Staaten darstellt. Fraglich ist, ob dies so mit europäischen Datenschutzrecht vereinbar ist.

Totale Überwachung als Konsequenz?

Apples Vorhaben klingt zumindest auf den ersten Blick lobenswert. Aus Datenschutzsicht drängen sich allerdings Fragen auf. So sei es beispielsweise denkbar, die Hashes auch anderweitig zu nutzen, etwa in Wahlkämpfen. Apple hat bereits zu solchen Befürchtungen Stellung genommen: „Von uns wurde schon früher gefordert, mit von Regierungen vorgeschriebenen Änderungen den Schutz der Privatsphäre der Nutzer aufzuweichen und wir haben dies standhaft abgelehnt.“ Man werde ein solches Ansinnen auch in Zukunft zurückweisen. Weiter heißt es, es sei ausgeschlossen, dass „Externe“ ihrerseits Hashes auf Appleprodukten installieren.

Funktionierender Schlüssel

Nicht nur iPhones und iPads sollen laut Erik Neuenschwander, dem bei Apple für Datenschutz Zuständigen, gescannt werden. Auch Siri wird Gegenstand der Betrachtung. Die Privatsphäre unbescholtener Bürger werde dadurch aber in keinem Fall angetastet. Auch nach der Installation der beschriebenen Scan-Technologie auf allen weltweit genutzten Kommunikationsgeräten von Apple seien diese weiterhin verschlüsselt – der Schlüssel sei Apple nicht bekannt. Deshalb sei es für den Konzern auch leichter, fragwürdige Dateien auf Cloud-Servern festzustellen.

Da alle dieses System nutzten, könnten einzelne Anwender nicht willkürlich herausgegriffen werden. Und wer nach solchen Versprechen noch immer skeptisch ist, dem bietet Neuenschwander an, einfach die Cloud-Synchronisierung abzuschalten. Dann würde auch die Hashes-Analyse im Dunkeln tappen. Zumindest scheint eines festzustehen: Die Verbreitung von kinderpornographischen Inhalten wird künftig sicher vermehrt außerhalb der iCloud stattfinden.

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