Datenschutzwissen

Fitnesstracker: die fleißigen Datensammler

Längst haben auch solche Menschen Fitnesstracker für sich entdeckt, die nicht gerade zu den Ausdauersportlern gehören. Die kleinen Aufzeichnungsgeräte sind ein beliebtes Lifestyle-Attribut.

Apple Watch und Co. zieren längst auch die Handgelenke von Gelegenheitssportlern. Allerdings sind die Daten, die die kleinen technischen Wunderwerke erheben, sammeln und archivieren, ein begehrtes Gut. Nicht nur die Serverspezialisten bei Apple haben längst erkannt, wie wertvoll personenbezogene Daten, wie aufgezeichnete Trainingsrouten, Schlafphasen oder Herzfrequenzen, sind.

Einer der Dauer-Aufreger in der Zeit der Corona-Pandemie war die CORONA Warn App der Bundesregierung. Hier offenbart sich die Skepsis vieler Deutscher gegenüber der Daten-Preisgabe in Richtung von Behörden. Ganz anders sieht die Datenfreigabefreudigkeit allerdings bei Fitnesstrackern aus. Die meisten Nutzer haben offenbar schlicht gar nichts dagegen, persönliche Gesundheitsdaten, wie Herzfrequenz, Lieblingslaufstrecken oder das tägliche Bewegungsprofil, ungefiltert einer Cloud zu überantworten. Dies geschieht bei allen relevanten Herstellern durch die Installation einer App aufs Smartphone. Hier werden die Daten, die das Wearable generiert, gespeichert, analysiert und weiterverarbeitet. Solche Gesundheitsdaten wären für eine große Zahl an Unternehmen ungeheuer wertvoll, man denke nur an Krankenversicherer. Hätten diese beispielsweise in großem Stil Zugriff auf die Herzfrequenz-Diagramme ihrer Versicherten, könnte dies zur völlig neuen Bemessung von Versicherungstarifen führen. Umso wichtiger wäre es, dass die Anbieter von Fitnesstrackern nachvollziehbar und engagiert dafür sorgen, dass die personenbezogenen Daten, die ihre Geräte sammeln, im Sinne der Datenschutzgrundverordnung geschützt werden.

Smarte Uhren: Herzfrequenzmessung auf EKG-Niveau

So harmlos und stylisch die Apple Watch auch daherkommt, sie misst die Herztöne ihres Trägers auf dem Niveau eines EKG Geräts. Die Daten sind so genau, dass sie sogar medizinische Therapien unterstützen können. Eine Studie der Standford Universität im April 2021 ergab, dass die kardiologisch relevanten Daten der Apple Watch durchaus dazu taugen, per Ferndiagnose den Gesundheitszustand von Herzpatienten ortsunabhängig zu überwachen. Nicht auszudenken, was mit diesen Daten darüber hinaus geschäftlich möglich wäre, wenn sie den falschen Unternehmen zur Verfügung gestellt würden. Auf ähnlichem Auswertungs-Niveau bewegen sich auch die Fitnesstracker der anderen großen Anbieter, wie Samsung, Huawei oder Fitbit. Mit der Datensicherheit der Wearables hat sich das Publikumsmagazin Computerbild im Frühjahr dieses Jahres beschäftigt. Das Ergebnis des Tests sollte Hobby-Sportlern, die mit diesen Produkten ihren Tagesablauf aufzeichnen, zumindest Grübelfalten auf die Stirn werfen. Denn in den Ergebnissen der ausführlichen Tests der Redaktion haben die Bestseller von Apple, Huawei, Garmin, Fitbit und Samsung gerade mal mit befriedigend abgeschnitten, was den Datenschutz angeht. Besonders erschreckend: Nicht ein Gerät schnitt mit absolut beruhigenden Ergebnissen ab, was den Datenschutz angeht. Umgekehrt muss jeder Smart-Watch-Träger davon ausgehen, dass seine Daten partiell oder auch in ihrer Gesamtheit früher oder später von Dritten genutzt werden.

Bekanntes Bild: Sobald es um Daten geht, bleiben die Erklärungen nebulös

Unterm Strich sind die Resultate des Sicherheitschecks für alle Hersteller alarmierend. Unisono ist es nach wie vor gängige Praxis bei den Herstellern, die gesammelten Daten unverhohlen für eigene Marketingzwecke zu nutzen. Bereits dies ist streng genommen ein Datenschutzverstoß. Vor allem die direkte Nutzung der Daten für Marketingzwecke bereitete den Testern Kopfzerbrechen. Beinahe jeder Anbieter wertet also personenbezogene Daten der Fitnesstracker-User direkt und permanent aus, um diese für Werbe- und Marketingaktionen einzusetzen. Darüber hinaus sind die Angaben in den AGB der Smartphone-Apps meist sehr verschwurbelt formuliert. Wo die Gesundheitsdaten final wirklich landen, ist in den meisten Fällen nicht wirklich nachvollziehbar. Vermutlich trifft bei den meisten Usern von Wearables dasselbe Phänomen zu, wie bei Nutzung anderer Massen-Apps. Auch wenn bei den Nutzern durchaus bekannt ist, dass sie auch mit einem Fitnesstracker ihre Transparenz für den Anbieter massiv erhöhen, so scheinen doch die Annehmlichkeiten, die die kleinen Helfer ihren Nutzern bringen, kaum mehr verzichtbar, koste es auch die permanente Preisgabe personenbezogener Daten. Wie immer hilft vorerst nur eine genaue Auseinandersetzung mit der Bedienungsanleitung des jeweiligen Geräts, um die Datenfreigabe so gut wie möglich zu limitieren.

Fazit: Aus dem Alltag sind Wearables längst nicht mehr wegzudenken. Sie komplettieren den persönlichen Datensatz, den ihre Nutzer den IT-Großkonzernen sowieso schon zur Verfügung stellen, wenn sie die einschlägigen Kommunikationsplattformen nutzen. Allerdings sind vor allem die Gesundheitsdaten, die Fitnesstracker generieren, von zukünftig sehr großem Wert für viele Unternehmen, wie beispielsweise Versicherer oder Finanzinstitute. Daher lohnt sich gerade bei Wearables ein Blick in die Datenpraxis des Anbieters und eine selbstkritische Prüfung, ob man jedes Wearable wirklich braucht – denn Gesundheitsdaten werden künftig immer wertvoller. Es gibt immer noch Geräte auf dem Markt, die mittels Brustgurt sensible Daten lediglich auf die Sportuhr übertragen – das mag vor allem für Sportler eine Alternative sein, über die sich nachzudenken lohnt.

Zurück

Hier bloggt Ihre Redaktion.